Zeitenwende offshore
Im April 2010 nahm der erste deutsche Offshore-Windpark den Betrieb auf
Vor zehn Jahren begann das Zeitalter der Offshore-Windenergie. Deutschlands erster Offshore-Windpark alpha ventus wurde am 27.04.2010 eingeweiht. Das Pionierprojekt gab den Startschuss für den Aufbau der Offshore-Windenergie in der Deutschen Bucht.
Alpha ventus ist weltweit der erste Offshore-Windpark, der unter Hochsee-Bedingungen in Betrieb ging. Insgesamt hat alpha ventus in der zurückliegenden Dekade 2,1 Terawattstunden klimafreundlichen Strom in das deutsche Übertragungsnetz eingespeist. Das Pionierprojekt wurde gemeinsam von der Deutsche Offshore-Testfeld und Infrastruktur GmbH & Co. KG und der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE umgesetzt.
Pionierprojekt in technischer, rechtlicher und ökologischer Hinsicht.
Pionierprojekt in technischer, rechtlicher und ökologischer Hinsicht
Alpha ventus hat sich für die deutsche Offshore Industrie im Rückblick als wichtige Initialzündung erwiesen. Die anhand von alpha ventus erstmalig durchgeführten Genehmigungsprozesse, die Erprobung technischer und logistischer Errichtungs- und Betriebskonzepte sowie die ökologische Begleitforschung gaben der sich im Aufbau befindlichen Offshore-Branche den dringend benötigten Referenzrahmen. Für die Offshore-Branche gibt es daher eine vor- und eine nach-alpha-ventus-Zeitrechnung. Vorher die kleinen küstennahen Projekte. Nachher die großen Projekte auf hoher See. Mit alpha ventus konnte erstmals gezeigt werden, dass Offshore auch jenseits der 12-Seemeilen-Zone funktioniert.
Über 2 Terawattstunden klimafreundlich erzeugter Strom in 10 Jahren
Die von alpha ventus in der Dekade 2010–2019 eingespeiste Strommenge summiert sich auf 2,1 Terawattstunden. Das entspricht im Jahresmittel jeweils rund 201 Mio. Kilowattstunden und damit in etwa dem Jahresverbrauch von 57.000 durchschnittlichen Haushalten (3.500 kWh) in Deutschland.
rekordMonate im Herbst und Winter
Der ertragreichste Monat war mit 36.740 MWh der Dezember 2011, was rechnerisch 612 Volllaststunden – oder 25,5 Tagen kontinuierlichem Betrieb unter Volllast – gleichkommt. Über der Marke von 30.000 MWh liegen ebenfalls die Erträge im Januar 2012 (30.209 MWh), im Januar und Dezember 2014 (32.819 bzw. 30.759 MWh) und im Oktober 2017 (30.178 MWh).
Pacesetter der Offshore Industrie – und Sinnbild des Wandels
Pacesetter der Offshore-Windenergie
Alpha ventus war nicht nur das Pionierprojekt der deutschen Offshore Industrie, sondern für die folgende Dekade auch der Pacesetter der Nachfolgeprojekte. Aktuell sind in der Deutschen Bucht Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von 6.440 MW installiert. Während die 2019 errichteten WEA im Schnitt über 6,9 MW Nennleistung verfügen, liegt der Durchschnitt aller installieren WEA mit 5,1 MW nahe bei den von alpha ventus bereits erreichten 5 MW pro WEA. Auch weitere Parameter der aktuell in der Nordsee eingesetzten WEA liegen im Durchschnitt bei den von alpha ventus erstmals gemeisterten Herausforderungen: eine Wassertiefe von ca. 30 m, eine Küstenentfernung von 65 km, Anlagendimensionen von 132 m Rotordurch-messer (alpha ventus: 126 m) und Nabenhöhen von 95 m (alpha ventus: 93 m).
Technischer und unternehmerischer Pioniergeist
Was heute Durchschnitt ist, erforderte in den 2000er Jahren technischen und unternehmerischen Pioniergeist. Die reine Bauzeit auf See beispielsweise betrug für alpha ventus für die 12 Windenergieanlagen mit einem Umspannwerk in den Jahren 2008 und 2009 etwa 32 Kalenderwochen, eine Frist, die bei den heutigen deutlich größeren Neubauprojekten mit bis zu 80 Windenergieanlagen plus Umspannwerk, in der Regel ebenso deutlich unterschritten werden kann. Die für alpha ventus eingesetzten Anlagen haben sich in zehn Betriebsjahren, obwohl sie nahezu ohne Erprobungs-Vorlauf gleich auf Hoher See errichtet wurden, grundsätzlich bewähren können.
Lessons learned
Dennoch waren mitunter auch umfangreiche Reparaturen notwendig, darunter der Austausch von Komponenten, die besonderem Verschleiß unterworfen sind, wie etwa Getriebe oder Lager. Solche Arbeiten, die die 2008 verfügbaren Errichterschiffe noch an die Grenzen des Möglichen führten, sind mittlerweile dank einer leistungsstarken Offshore-Logistik als Routinevorgänge plan- und organisierbar. Auch bei der Konstruktion der Anlagen hat die Branche dazugelernt. So haben sich gegenüber den für alpha ventus gewählten Fundamenttypen (Tripod und Jacket) mittlerweile sogenannte Monopiles als Standardlösungen durchgesetzt. Die bei sechs der zwölf WEA von alpha ventus eingesetzte erste Variante der Tripods hat sich dagegen als anfällig für Kolk erwiesen. Dieses Problem konnte für alpha ventus durch einen nachträglich aufgeschütteten Kolkschutz behoben werden.
Geänderte Betreiberkonstellation
Zur Realisierung von alpha ventus gründeten 2006 EWE, E.ON und Vattenfall zu gleichen Anteilen die „Deutsche Offshore-Testfeld und Infrastruktur GmbH & Co. KG“ (DOTI). Im Dezember 2008 erhöhte die EWE AG ihren Gesellschafts-anteil auf 47,5 Prozent, die Anteile der Gesellschafter der E.ON und Vattenfall reduzieren sich entsprechend auf jeweils 26,25 Prozent. 2019 übernahm die RWE AG die Anteile der E.ON.
Gemessen an der installierten Leistung zeichnen mit Stand Ende 2019 die Anteilseigener der DOTI in ihrer heutigen Konstellation für mehr als ein Drittel der in der Deutschen Bucht installierten Windenergieanlagen verantwortlich.
Der erste deutsche Offshore-Windpark
Die Offshore-Windkraft ist eine tragende Säule der Energiewende. Mit alpha ventus wurde 2010 der erste deutsche Offshore-Windpark in Betrieb genommen: ein Pionierprojekt der Energieversorger EWE, E.ON und Vattenfall und die Grundlage für den Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland. Seitdem speist alpha ventus kontinuierlich klimafreundlichen Strom ins deutsche Versorgungsnetz ein.
Wo liegt alpha ventus?
Der Standort befindet sich ca. 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum, im Bereich der so genannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) und damit außerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Die Eckkoordinaten des Windparks sind:
54° 00,0’ N 6°34,4’ E
54° 01,6’ N 6°34,4’ E
54° 01,6’ N 6°37,3’ E
54° 00,0’ N 6°37,4’ E
Kann man alpha ventus besichtigen?
Die Besichtigung von alpha ventus ist aus Sicherheitsgründen leider nicht möglich. Der Windpark darf nur von speziell ausgebildetem Personal betreten werden und ist auch für Schiffe gesperrt, die nicht zum Service-Team gehören.
Was bedeutet „DOTI“?
Die DOTI ist die Betreibergesellschaft von alpha ventus. Die „Deutsche Offshore-Testfeld und Infrastruktur GmbH & Co. KG“ (DOTI) wurde im Juni 2006 gegründet, um den Windpark alpha ventus zu errichten und zu betreiben. Gesellschafter sind die EWE AG (47,5 %), die RWE AG und die Vattenfall Europe Windkraft GmbH (je 26,25 %). Firmensitz der DOTI ist Oldenburg.
Kann man bei alpha ventus arbeiten? Wo muss ich mich bewerben?
Der Windpark alpha ventus ist ein gemeinsames Projekt der Unternehmen EWE, RWE und Vattenfall Europe Windkraft GmbH. Das Projekt bzw. die Betreibergesellschaft DOTI stellt selbst kein eigenes Personal oder Praktikanten ein, sondern deckt seinen Personalbedarf aus den jeweiligen Fachabteilungen der drei Konsortialunternehmen.
Bewerbung sollten deshalb immer direkt an die Unternehmen gerichtet werden, entsprechende Informationen finden Sie auf den jeweiligen Internetseiten.
Die Windenergie-Agentur Bremerhaven bietet eine Überblick der in der Offshore Windenergie-Branche ausgeschriebenen offenen Jobs an: WAB Stellenbörse
Kann man ein Praktikum oder eine Diplomarbeit bei alpha ventus absolvieren?
Für Praktika und Diplomarbeiten gilt dasselbe wie für volle Arbeitsstellen. Bewerbungen sind direkt an die jeweiligen Personalabteilungen der Konsortialpartner EWE, RWE und Vattenfall Windkraft zu richten.
Wo finde ich weiterführende Informationen zu alpha ventus?
Die Hintergründe zu alpha ventus finden Sie zusammengefasst in unsererBroschüre und im Presse-Factsheet und auf unserer Technik-Seite.
Viele technische Aspekte von alpha ventus erläutert der BINE Informationsidest in einem Themeninfo zur Begleitforschung RAVE.
Die RAVE-Konferenzen 2012, 2015 und 2018 und der RAVE-Workshop 2020 mit den Beiträgen als pdf-Downloads.
Einen detaillierten Überblick über den Bauverlauf bietet folgende Publikation: Stiftung Offshore-Windenergie (Herausgeber), „alpha ventus, Unternehmen Offshore“, Bielefeld, 2010;
Die Ökobilanz des Windparks ist vom Lehrstuhl „Energiesysteme und Energiewirtschaft“ der Ruhr-Universität Bochum mit einem sehr positivem Ergebnis untersucht worden. Die Details finden Sie in folgender Publikation:
Prof. Dr.-Ing. Hermann-Josef Wagner,
Die Ökobilanz des Offshore-Windparks alpha ventus
Reihe „Energie und Nachhaltigkeit“, Band 3.;
Lit-Verlag, Berlin (2010)
Die Ergebnisse der Begleitforschung sind hier zusammengefasst:
Michael Durstewitz und Bernhard Lange (Hg.),
„Meer – Wind – Strom: Forschung am ersten deutschen Offshore-Windpark alpha ventus“ Springer Fachmedien, Wiesbaden (2016)
Wo finde ich weitere Informationen zur Windenergie?
Bitte richten Sie Ihre allgemeinen Fragen zur Windenergie an die entsprechenden Verbände und politischen Institutionen. Eine aktuelle Übersicht der Kerndaten zu Erneuerbaren Energien – darunter auch der Windenergienutzung – finden Sie beim Bundeswirtschaftsministerium.
Die Verwendung von Windenergie im deutschen Verbundnetz regelt das Erneuerbare Energien Gesetz EEG – unabhängig von der Nachfrage einzelner Industriesektoren.
Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO veröffentlicht die Netzkennzahlen.
Aktuelle Daten & Statistiken sowie Angaben zu allgemeinen technischen Hintergründe und Statistiken finden Sie beim Bundesverband Windenergie.
Die Stiftung Offshore Windenergie stellt auf ihre Webseite Dokumente und Studien zur Offshore Windenergie zur Verfügung.
Weitere Links:
Woher kommt der Name „alpha ventus“?
Der Name setzt sich zusammen aus dem ersten Buchstaben des griechischen Alphabets und der lateinischen Bezeichnung für „Wind“ – schließlich ist alpha ventus der erste deutsche Offshore-Windpark. Den edlen Namen hat das Projekt übrigens noch nicht sehr lange: Das Genehmigungsverfahren für die Errichtung des Parks am heutigen Standort wie auch die ersten Schritte auf dem Wege zu seiner Verwirklichung fanden noch unter der alten Projektbezeichnung "Testfeld Borkum West" statt.
Wo finde ich die Stiftung Offshore Windenergie?
Die Stiftung Offshore Windenergie (Stiftung der deutschen Wirtschaft für die Nutzung und Erforschung der Windenergie auf See) ist Eigentümer der Genehmigung und war aktiv an der Planung und dem Genehmigungsprozess des Windparks beteiligt.
Oktober 2013
Positive Bilanz von fünf Jahren ökologischer Begleitforschung
Interationale Konferenz in Berlin
Das vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg koordinierte Forschungsprojekt StUKplus zog Ende Oktober 2013 in Berlin mit einer internationalen Konferenz eine positive Bilanz von fünf Jahren intensiver Forschungsarbeit.
Die Forscher haben eine höhere Artenvielfalt festgestellt, befürchtete Entwicklungen wie Verödung der Fauna oder Massenschlag bei Vögeln sind nicht eingetreten. So bilden die Fundamente der Offshore-Windenergieanlagen künstliche Riffs, an denen sich Muscheln, Seeanemonen und Seelilien sowie Seesterne ansiedeln. Auch bei den Fischen zeigt sich im Windpark alpha ventus eine größere Artenvielfalt. Als neue Ansiedelungen traten Seebull, Makrele und Leierfisch auf. Die Bewegungen und Beleuchtungen der Windenergieanlagen in den Offshore-Windparks scheinen die Vögel zu verscheuchen. Das senkt das Kollisionsrisiko erheblich. Hinzu kommt, dass die Zugvögel breitflächig ohne besondere Zugstrassen über die Nordsee fliegen, da sie nicht an Rastplätze oder thermische Gegebenheiten gebunden sind. Für die Erfassung der Vogelbewegungen setzten die Wissenschaftler erstmals neue Technologien der digitalen Bildererfassung ein. Die Auswertung erfolgt mit Hilfe besonderer Software. Bei normalen Wetterlagen zeichneten die Geräte keine Kollisionen auf. Ungeklärt ist noch die Kollisionsgefahr bei schweren Wetterlagen, die für die Vögel unerwartet auftreten.
Während des Betriebs zeigt der Windpark alpha ventus keinen Effekt auf Meeressäuger. In der Bauphase meiden Schweinswale während der schallintensiven Rammungen den Baustellenbereich in einer Entfernung von bis zu 15 – 20 km. Wie schnell die Tiere in das Gebiet zurückkehren, hängt jeweils von der Dauer der Arbeiten ab.
Quelle: BMU/BSH
Januar 2020
10 Jahre Research at alpha ventus
RAVE Workshop 2020
Im Januar 2020 fand der erste RAVE-Wokshop statt. Im Mittelpunkt stand der fachliche Austausch. Den Eröffnungsvortrag hielt Timo Haase, Fachreferent im Energieforschungsreferat des BMWi, Dr. Bernhard Lange vom Fraunhofer IWES gab einen Überblick zu 10 Jahren Forschungsarbeit im Offshore-Windpark alpha ventus.
Insgesamt gaben 10 Fachvorträge, die Themen wie automatisierte Datenqualitätskontrolle, Windpark-Nachläufe oder Betriebsstrategien behandelten, detaillierte Einblicke in die Ergebnisse und zu den Potentialen der Offshore-Forschung.
In Zukunft findet der RAVE-Workshop jährlich statt. Die Vorträge des RAVE-Workshops stehen hier zum Download bereit.
Links
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Webcam
Livedaten und Blick auf alpha ventus aufgenommen von der Webcam auf der benachbarten Forschungsplattform Fino 1.
Medienberichte
alpha ventus im TV und Internet (Auswahl)
Vor 10 Jahren - Start von Deutschlands erstem Offshore-Windpark
Deutschlandfunk Kalenderblatt | 27.04.2020, Frank Grotelüschen
Offshore-Windparks - so fing alles an
ZDF Nachrichten | 27.04.2020
Zehn Jahre Offshore-Windpark
NDR Niedersachsen 18:00h | 27.04.2020, Bernd Reiser
27. April 2010 - Erster Offshore-Windpark in Deutschland
WDR Stichtag | 27.04.2020
Der Fischer Ralf van Osten und sein Kutter „Komet“ - Forschungsfahren zu alpha ventus
Teetied | 2020
E&M special: Meer Wind
E&M | März 2020
Windfarm Support Boosts Offshore Helicopter Work
Aviation International News | 24.01.2020
Leistungsabgabe in Windparks minutengenau planen
Ingenieur.de | 03.12.2018
5 Jahre alpha ventus
BR Wissen | 27.04.2015
Themenseite des NDR zur Offshore-Windenergie
Offshore-Windenergie kommt in Schwung
Heise Online | 24.04.2015
Forschung aktuell: alpha ventus liefert seit vier Jahren Strom
Deutschlandfunk | 19.06.2014
Deutsche Aufsichtsbehörde: Offshore-Windparks fördern die Artenvielfalt
SPIEGEL online | 30.10.2013
Strom aus der Nordsee
Deutschlandfunk | 09.05.2012 | Frank Grotelüschen
Forschung aktuell: Sonartransponder
Deutschlandfunk | 04.04.2012
"Der Hausmeister der Meere" von Alexander Smoltczyk
DER SPIEGEL | 17.10.2011
Radiofeuilleton – Wissenschaft und Technik: Kraftwerk auf hoher See
Deutschlandfunk Kultur | 25.09.2011| Dirk Asendorpf
Mit einem Mechaniker weit hinaus zum Windpark alpha ventus
Die Welt | 01.08.2011, Martin Kopp
alpha ventus - wo große Räder gedreht werden
Hamburger Abendblatt | 07.07.2011
Deutschlands erster Offshore-Windpark | Made in Germany
DW TV vom 28.04.2010
alpha ventus Ahoi!
Technology Review | 27.04.2010 | Daniel Hautmann
Forschung aktuell: Die Energie der rauen See
Deutschlandfunk | 27.04.2010 | Monika Seynsche
Aus dem Norden weht der Wind
Deutschlandfunk | 26.04.2010 | Christina Selzer